Klappt nicht? UX Design hilft!

Wer ist eigentlich der Dumme, wenn etwas nicht funktioniert? Oftmals sucht man die Schuld bei sich selbst, da es ja offensichtlich allen anderen Nutzern des Produktes nicht schwer fällt damit klar zu kommen. Zugegeben – die digitalisierte Welt wird immer komplexer. Vorbei sind die Zeiten, als man mit der flachen Hand auf den Fernseher schlug, um den Schnee zu vertreiben. Heute sind die Geräte so flach, dass man auch gleich in die offene Klinge eines Kochmessers greifen könnte. Im Inneren vieler technischer Geräte verrichten Computer ihren Dienst; diese können aber nur so gut sein, wie die Designer und Entwickler das Gerät und seine Funktionen gestaltet haben.
Wenn etwas nicht funktioniert, dann liegt das in den seltensten Fällen an einem menschlichen oder Systemversagen, sondern eher an einem Mißverständnis zwischen den Erwartungen des Anwenders und den Annahmen der Produktgestalter. Dumm ist das für alle Beteiligten, insbesondere aber für den Hersteller oder Anbieter des Produktes – sei es nun ein ein anfaßbares Produkt oder ein digitaler Service per App oder Website – denn ein unzufriedener Kunde hält schnellsmöglich nach Alternativen Ausschau. Ist er hingegen von Nutzen und Bedienbarkeit überzeugt, wächst seine Loyalität und er wird ein weiteres Produkt der Marke gerne wieder kaufen oder das Produkt weiterempfehlen.
Im Bereich des Produkt-Design hat sich für die Wahrnehmungen und Reaktionen eines Anwenders der Begriff User Experience (UX) etabliert. Dieser umfasst alle kognitiven und emotionalen Reaktionen, die durch die Nutzung eines Systems, Produktes oder Service hervorgerufen werden. User Experience (zu deutsch Nutzungserlebnis) beginnt dabei schon deutlich vor der eigentlichen Nutzung, da die Customer Experience, also die Phasen rund um die Kaufentscheidung – wie z.B. Interesse, Neugierde, Kosten/Nutzenabwägungen, Vorfreude – die User Experience nachhaltig beeinflussen.
So weit – so gut. Nur bleibt ein Problem, denn im eigentlichen Sinne gibt es kein User Experience Design. UX sind Prozesse im Menschen. Für eine direkte Einflussnahme auf die UX des Anwenders müsste man ihn entweder hypnotisieren oder Drogen verabreichen. Also bleibt nur, die Schnittstellen und Interaktionen zwischen dem Anwender und dem Produkt oder Service so zu gestalten, dass dabei eine möglichst positive Nutzungserfahrung hervorgerufen wird. Der Begriff hierfür ist Usability (zu deutsch Gebrauchstauglichkeit). Usability ist eine Produkteigenschaft, die gestaltet und gemessen werden kann. Sie setzt sich zusammen aus
a) Effektivität – Wird ein Ziel erreicht?
b) Effizienz – Wie aufwendig ist es das Ziel zu erreichen?
c) Zufriedenheit – Wie zufrieden (subjektiv-gemittelt) sind die Anwender mit dem Produkt oder Service?
Dabei ist es wichtig den Anwender, seine Frage- oder Problemstellung, sowie den Anwendungskontext zu kennen, da davon maßgeblich die Beurteilung der drei Kriterien abhängt.
Dazu ein kleines Beispiel: Ein Navi mag gut auf dem Smartphone funktionieren, wenn man es fest im Auto installiert und in Ruhe das Fahrtziel eingegeben hat. Eine Navigation per Smartphone App auf einer Segeljolle ist fraglich, da die Bedienung des plötzlich sehr klein wirkenden Touchscreens mit womöglich nassen Fingern auf schwankendem Deck die korrekte Eingabe des Zielhafens sehr erschweren kann.
Es ist die Aufgabe von Produkt-Designern, Interaktionsdesignern, Informationsarchitekten, Service-Designern, etc. die Anwenderseite im Business-Kontext zu verstehen und deren Perspektive in den Entwicklungsprozess einzubringen. Dann besteht die Chance, dass das Produkt die Kunden begeistert und aus der Neuentwicklung auch ein Erfolg am Markt, also eine Innovation wird.

Raum Schiff Erde bei T +4 Wochen

Wir schreiben das Jahr 2015. Es sind genau 4 Wochen vergangen seit dem wir das Raum Schiff Erde verlassen haben. Der Trip war erneut sehr anregend und wieder ganz besonders – sowohl vor, als auch hinter den Kulissen. Eine angemessene Zusammenfassung kann es bei der Vielzahl der Eindrücke nicht geben. Dennoch will ich versuchen einige Aspekte zu beleuchten.

Das RSE15 war ein Kongress für digitale Philosophie, Interaktionsdesign und Netzkultur. Wir wissen auch nicht so genau was das heißt – es klingt aber gut und am Ende des Universums dürfte das eh egal sein. Wirft man einen Blick auf das Programm kann man sagen, dass wir unserem Anspruch gerecht geworden sind. Es war gut und es hat allen Astronauten Spass gemacht.

Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der kann in der Raumschiff-Mediathek die Folien nachlesen oder die Vorträge als Podcasts anhören. // RSE15 im uxHH Radio // Neben Daniel am Kaffeeapparat ist uns auch Helge am Photoapparat seit dem ersten RSE10 treu geblieben. Seine Bilder wirken nach, auch wenn er sagte, „bitte nie wieder so ein black dungeon!“ – Damit meinte er wohl das wunderbare Ambiente des Nochtspeicher auf St.Pauli. Ich liebe den roten Backstein und das alte Gebälk.


Es gleicht einem Wunder, dass das Gemäuer sich nicht in seine Atome zerlegte, als wir für das Raumschiff dort einen neuen ständigen Knoten des Hamburger freifunk-Netzes eingebaut haben; also die Freifunker haben gebaut und wir Raumfahrer haben organisiert. Denkt also bitte bei allen zukünftigen Tweets und Instagrammen aus dem Nochtspeicher an das Raum Schiff Erde mit all den digitalen Spuren rund um #RSE15.
Wir waren 107 Astronauten. Das ist weniger, als wir gehofft und erwartet haben, da die NoShow-Quote bei den reservierten Tickets doch bedenklich hoch war. Lesson learned. Dennoch ist es schade, dass durch die Unhöflichkeit vieler Nichtteilnehmer so eine ehrenamtlich organisierte Veranstaltung in Schieflage geraten kann.

Zum versönlichen Ausklang gab (und gibt es jetzt) das Live-Konzert von Lunartree.

Alle zusammen sagen wir Danke für das RSE15. Es war uns eine Ehre und Freude.

Ihre Sitzung ist abgelaufen!

Da habe ich mal gerade aus Neugierde so einen Count-Down im Online-Kaufprozess auslaufen lassen.

“Please complete your order within the given amount of time. After this time, your tickets are no longer reserved for you and are available for others.”

Ich wollte wissen, ob es sich um ein Dark Pattern handelt, das mich zum Kauf drängen will, oder ob es schlechtes Engineering ist. Dann, 1 Minute vor Ablauf der Frist:

“The time to complete your order is about to expire. Do you want to extend the time? [No][Yes]”

Nö, will ich nicht. Ich will ja wissen, wie das Interaction Design Problem in diesem Fall gelöst wird, bzw. ob es überhaupt eines ist.

“Ihre Sitzung ist abgelaufen! Vermutlich haben Sie für den Ticketkauf zu lange gebraucht. Klicken Sie auf “Neu Beginnen”, um den Ticketverkauf erneut zu starten. [Neu beginnen]”

Aufgabe: Finden Sie mindestens 5 Usability-Issues.

Bei jedem Lichtblitz…

 via @Astro_Alex

Im Spiegel gab es ein Interview mit den deutschen Astronauten Thomas Reiter und Alexander Gerst, aus dem ich hier 3 Absätze zitieren will:

SPIEGEL: Neben Fitnesstraining und wissenschaftlichen Experimenten finden Astronauten immer auch Zeit, ihren Heimatplaneten zu bestaunen und zu fotografieren. Herr Gerst, Ihr Weltallbild vom Gaza-Konflikt haben Sie ,,Mein traurigstes Foto“ genannt. Was genau ist darauf zu erkennen? 

Gerst: Vom Orbit aus konnte ich sehen, wie Raketen flogen und Bomben explodierten. Mir war klar: Mit jedem Lichtblitz sterben dort unten Menschen. Dabei kam mir ein verstörender Gedanke: Wenn irgendwann einmal außerirdische Besucher unseren Planeten ansteuern würden, dann wäre das Erste, was sie von der menschlichen Zivilisation mitbekämen, dass wir uns gegenseitig bekriegen. Sie müssten uns für primitive Barbaren halten, die noch dazu ihren eigenen Lebensraum zerstören. Wie sollten wir ihnen das erklären? Wir haben uns leider daran gewöhnt, Kriege normal zu finden, weil es immer irgendwo auf der Welt welche gibt. Von außen betrachtet erscheint das jedoch überhaupt nicht normal. 

SPIEGEL: Herr Reiter, Sie hatten ähnliche Erlebnisse
Reiter: Leider, bereits während meiner Mir-Mission waren aus dem Orbit Zeichen des Krieges zu erkennen. Es war Mitte der Neunzigerjahre, kurz vor Ende der Balkankriege. Nachts flogen wir über Europa hınweg. Fast überall waren die Städte hell erleuchtet. Nur im ehemaligen Jugoslawien klaffte ein pechschwarzes Loch. Wegen des Krieges waren dort buchstäblich die Lichter aus gegangen. [Der Spiegel 7/2015, S.108]

Im Artikel war auch ein Video verlinkt, in dem spektakuläre Zeitraffer vom Flug der ISS zu sehen sind. Ich weiß nur nicht, warum Echtzeit nicht ausreichen mag. In dieser Beziehung hat Stanley Kubrick für 2001 ein sehr gutes Gespür bewiesen, ohne dass es damals schon qualitativ hochwertige Fotos unserer Blauen Murmel gegeben hätte.

à propos

RSE15 am 22.2. in Hamburg

Raum Schiff Erde am 22.2.2013 in Hamburg

Als wir vor 5 Jahren mit dem Raum Schiff Erde begonnen hatten, war den Crew-Mitgliedern noch nicht so ganz klar, was wir da eigentlich anstellten… Dem Publikum auch nicht, denn in einer wunderbaren Blog-Kritik stand:

Die Überschrift hört sich ein bisschen an, wie die Sci-Fi Version von Stadt-Land-Fluß, ist aber was ganz anderes. Etwas abgedreht und dem Sci-Fi näher, als das klassiche Rythmusvorbild…

Danke. Passt. Inzwischen ist das RSE ein Kongress für Digitale Philosophie, Interaktionsdesign und Netzkultur, das sich an Freidenker, Medienkünstler, Interaktionsdesigner, Idealisten und Weltverbesserer richtet. Es ist eine inszenierte Unkonferenz mit verdichteten Franzbrötchen, über dessen Conference Experience ich schon beim UX Camp Hamburg [MMP 2012] und im MCI-Colloquium der Uni Hamburg [MMP 2013] gesprochen habe. Auch zum RSE15 wollen wir uns wieder ein Programm zusammen stellen, an dem alle Teilnehmer nachhaltig Freude haben werden. Hier noch ein paar Teaser-Folien.

Don’t Panic! – es gibt noch ein paar Tickets für das RSE15 in Hamburg zu sagenhaften 15€.
PS: Ich finde es wunderbar, dass wir nicht in 42 Sekunden ausgebucht waren. So hat Word-of-Mouth gute Chancen die Richtigen zu erreichen.

Usability Made in Hamburg (2.2.15)

Am 2.2.15 lädt das eBusiness-Forum in die Handelskammer zum Thema Usability – Made in Hamburg ein. Geplant sind 6 Kurzvorträge von Matthias Finck (effective webwork), Frank Hohenschuh (GfK), Martina Peris (Uni Hamburg), Christopher Menkens (MemeSoft), Frank Jacob (Human Interface Design) und Matthias Müller-Prove (das bin ich), sowie eine Podiumsdiskussion über Smart Services und Industrie 4.0.

Eingeladen sind Firmen aus Hamburg und jeder, der diese Ankündigung liest! Die Anmeldung ist kostenlos, aber notwendig über die Seite der Handelskammer.

Die Veranstaltung wird organisiert von HALLO SME (Hamburg Usability Living Lab for Small and Medium Enterprises).

PS: Hier meine Slides
Und ich drohe schon mal an, dass auch noch ein Video nach kommen könnte. 😉

UX Termine in Hamburg

 

Vor uns liegt ein äußerst spannender UX und Design Monat:
 Man sieht sich!

Info-Billard um Halbzehn

[video]

Bei meinem ersten Trip in die USA, ich glaube der Anlass war eine WWDC von Apple, hat mich diese Installation vor dem Tech Museum in San Jose fasziniert.
Heute kam sie mir wieder in den Sinn als Metapher meiner Informationsklempnerei.
Konkretes Beispiel:

  1. Das HIForum verschickt Newsletter.
  2. Mein Mail-Programm ist so konfiguriert, dass die Mails an einen Blog weiter geschickt werden.
  3. Von dort geht es per twitterfeed nach Twitter @hiforum
  4. Außerdem werden die mit ‘ux’ getaggten Artikel von Y!Pipes aufgelesen.
  5. Feedburner macht daraus einen Feed und liefert ein Script, das den Feed auf Blogs im Fluss anzeigt.
  6. Hier lauert wieder ein twitterfeed, der das nach Twitter @uxhh verbreitet.
  7. Die Pipe für Blogs im Fluss speist auch eine weitere Pipe für das UX Logbuch.
  8. Per feedburner sieht man das auf der Seite UX Logbuch.
  9. Und – wer hätte es vermutet? – das UX Logbuch twittert auch.

So, klingt komplex, ist aber nur kompliziert; oder folgerichtig, wenn man weiß, was man da tut. In San Jose lagen übrigens immer ein paar Billardkugeln neben der Bahn. Ich habe mich gefragt, ob die Installation auch mal aus Mangel an Kugeln im Spiel zum Stehen kommt.

  • [Update im September 2015] Yahoo hat den Service Pipes abgeschaltet. Das Spiel steht.
  • [Update Oct 2016] Another hits the dust. Bye-bye twitterfeed.com

Von Schaltern und Einhörnern


Meine Eingangsfrage ans Publikum der Mediale war, was denn ihre erste Erinnerung im Umgang mit Technik sei. Es hat erstaunlich lange gedauert – Gameboy, DVD-Player und Radio waren die ersten Antworten – bis der von mir ersehnte Lichtschalter genannt wurde. Und dann endlich konnte ich meine Salve von Schaltern, Tastern und Buttons abgeben, um die Berufsschüler für die Sichtweise der User Experience zu sensibilisieren.
Die beiden Bilder mit den Radfahrern in Kopenhagen muss ich erklären (Folie 13 und 14). Der erste Radler in dunkelblau gibt ein Handzeichen. Nein, wir kennen uns nicht und er winkt mir auch nicht zu. Er gibt ein Signal an die Radler hinter ihm, dass er gleich abbremsen wird und ihm bitte doch niemand auffahren möge. Und das macht nicht nur einer – das machen alle Radfahrer in Kopenhagen! Anhand dieses Beispiels kann man wunderbar über Gesten und Konventionen diskutieren.
Die schöne Schlussformulierung…

Interaction Designer sind spezialisiert darauf, Produkte und Dienstleistungen verständlicher zu machen, um damit die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zu erhöhen.

…habe ich mir von Christian Reichel geborgt.

WUD Engagement


Es ist an der Zeit sich für den World Usability Day am 13. November 2014 zu engagieren. Die Vorbereitungen haben in vielen Städten – national und international – bereits begonnen. Und auch Hamburg ist zum neunten mal mit von der Partie.
Den Hamburger Call for Participation für Vorträge und Workshops habe ich auf uxHH veröffentlicht. Bitte schert Euch nicht um die Deadline. Da ist immer noch Luft.
[Update] Neue Deadline für engagierte Vorschläge: Freitag, 26.9.
[Update] Das Programm ist da.