Résumé zum Scoopcamp 2014

Gastgeber Meinolf Ellers (dpa-infocom)

Wenn ich so an das Scoopcamp 2014 zurück denke, muss ich eher kritisch werden. Es gab 3 gute US-Referenten – Burt Herman (storify), Jigar Mehta, Ken Schwenke (NYTimes) – die zur deutschen Journallie gepredigt haben. Das Internet WIRD die Szene grundlegend verändern und es sei JETZT der richtige Zeitpunkt sich damit zu beschäftigen. Hmm. Büschen spät, oder? Innovation geht anders. Immerhin benannte Burt Herman 5 Bereiche, die für die Zukunft des Journalismus entscheidende Bedeutung haben werden:

  1. open source – open sourcing journalism
  2. social media – telling stories by&for small communities
  3. data – find the stories in the vast amount of data
  4. personalization – local news, and news personalized for 1 individual person
  5. new devices – responsive thinking is just an intermediate step. when & where does someone need the info?

Die Stimmung im Kehrwieder-Theater und das Ambiente der Hafencity waren supèrbe, wie auch die Gespräche am Rande der Veranstaltung.

Am Nachmittag war ich im Workshop zu “Bewegtbild und Second Screen”. Aus TV-Sicht ist das der Versuch das Smartphone oder Tablet mit Sekundär-Infos zu bespielen. Das ging an meinen Erwartungen und wohl auch an der Realität vorbei; denn das Tablet in der Hand ist heute eher das Primary Device, und wenn da dann noch eine App des TV-Senders läuft, greife ich zum zweiten mobile Device für den Third Screen.

Ich habe fleißig auf meinem Primary Screen gezwitschert, denn ich fühle mich bei solch Veranstaltungen immer provoziert Querverweise auf andere Talks oder Artikel zu bringen. Aber schaut selbst_

Robot Journalism by Pierre Jaquet-Droz /via

Als Informatiker habe ich mich auch über den Begriff “Roboter-Journalismus” mokiert. Da ist kein Roboter mit Servo-Armen am Werk! Es ist reine Software, Algorithmen, Heuristiken, und etwas Künstliche Intelligenz. Ich weiß nicht, was die “Roboter”-Metapher an dieser Stelle soll.

Das Scoopcamp scheint inzwischen für technisch aufgeschlossene Journalisten ein kleiner aber feiner Pflichttermin zu sein. Das ist gut und wichtig. Ein Camp im Sinne von Barcamp ist es aber nicht. Ein Camp im Sinne von unkompliziertem Meinungsaustausch hingegen schon.

UX Logbuch

Seit heute bietet das UX Logbuch eine Übersicht der neuesten Blogartikel aus der deutschen und deutschsprachigen UX-Szene. Lass von Dir hören, wenn ich Deinen Blog rund um die Themen User Experience / Usability / Interaction Design / Service Design / Design Thinking / etc. mit aufnehmen soll.
Viel Spass beim regelmäßigen Lesen des UX Logbuch.

Michael Ballhaus – Bilder im Kopf

Kameramann Michael Ballhaus schreibt und spricht über sein Leben…

Das Buch Bilder im Kopf ist wunderbar, wenn man Ballhaus schon schätzt und seine Filme kennt. Besonders liebevoll und gut geschrieben sind die frühen Jahre, in denen der pubertierende Michael in der Theatertruppe seiner Eltern den Bühnenphotographen gibt. In Sachen Film hätte ich mir von dem Buch mehr gewünscht. Sicherlich zahlreiche spannende Einblicke hinter die Kulissen, aber für meinen Geschmack zu wenig reflektierend, zu wenig philosophisch. Trotz meiner Kritik aber ein gutes Buch.

fotokartierungsmischmasch


Neulich kam in einer fb-Gruppe die Frage auf, ob man die Fotos der Mitglieder aus der Region Rotenburg schön und einfach auf eine Karte stellen könnte.
Für diesen Blog hier nun die leicht überarbeitete Fassung meiner Antwort:

Ich werde mich hüten eine Kartenlösung vorzuschlagen, die dann aus diversen Gründen nicht funktionieren wird. Und die Gründe sind sowohl gestalterischer Natur (Design, Usability, Aufgabenangemessenheit, Praktikabilität), als auch dieser (jeder) etablierten Community geschuldet.
Jüngst habe ich mit google maps experimentiert und für einige meiner Photo-Serien einen (guten) Weg gefunden. Schon mit ein paar Änderungen in den Settings treten die Marker und Pfade in der Vordergrund und die Karte sieht nicht mehr wie eine typische Google-Map aus. (Erweitert man aber die Geodaten um nur eine Marke in Berlin, schaut die Karte in der default Zoom-Stufe nicht mehr zufrieden stellend aus: Hamburg verschwindet fast unter der Legende oben links und The-Middle-of-Nowhere rückt ins Zentrum der Karte. Mit einem weiteren Pin in San Francisco ist der Ansatzt nun nicht mehr überzeugend.)

Die Karte zu Sven Klomps partizipativen Events unter dem Titel aufmerksam für das gewöhnliche  haben wir gar gemeinsam bearbeitet.  Das geht, aber alle Kuratoren müssen sich mit dem Kartieren auskennen und es war nicht ganz einfach die Medien von verschiedenen Plattformen einzubinden. Für aufmerksam haben wir Bilder von flickr, 23hq, google+; youtube-Videos (vimeo war nicht direkt zu verwenden); und Soundtracks von soundcloud eingebunden. Alleine die Bilder waren kniffelig genug, da flickr und g+ per se keine öffentlichen URLs herausreichen. Per Context-Menu-Copy-Link vom Bild bekommt man dann einen direkten Deep-Link, der dann doch funktioniert. Der tumblr Blog ist schließlich die gut lesbare Klammer, der all die persönlichen Eindrücke des Abends zusammen hält. [cf. the verge: tumblr profiles that do not look like anybody’s else]

Zwischenfazit: bei einigermaßen übersichtlichem Bilder- und Multimediadatenlage kann man mit vertretbarem Aufwand interessante Layer auf Basis von google maps anlegen.

Bei wachsender Heterogenität des Materials wird es allerdings zunehmend aufwendig. Ganz gleich ob man sich für google maps oder beispielsweise OpenStreetMap entscheidet: je mehr Quellen man einbinden möchte, desto komplexer die Aufgabe des  Zusammenführens der Informationen.
Bei der Kartenkuratorin kann das schnell zu Frust führen, da sie doch schon freiwillig(!) die Karte administriert, dann aber von den anderen Photographen keine Bilder mehr geliefert bekommt oder der Kommunikationsaufwand sehr groß wird die Fotoserien auf den korrekten Ort der Karte zu platzieren.

Ja, es gibt auch technische Ansätze, mit denen man Photos und Blogbeiträge automatisch auf Karten erscheinen lassen kann. Geotagging in den Metainfos der Bilder und Geotags in den Blogbeiträgen erlauben es beispielsweise diese auf einer OpenStreetMap einzublenden (z.B. cupofcoffee)
Der technische Aufwand ist da aber sehr viel größer als bei einer manuell gepflegten Karte und man ist auch sehr eingeschränkt bzgl. der Ausgangsdaten. (Im Beispiel ist das ein WordPress-Blog mit dem installierten und konfigurierten OSM-Modul.)

Es scheint in heutiger Zeit – dem sogenannten Informationzeitalter – etwas zu verwundern, wie spröde es ist ein Mashup aus diversen Quellen zusammen zu stellen [cf. info plumbing]. Die Heterogenität der Multimediadaten, die unterschiedlich bis gar nicht ge-geo-taggt sind, und der Silo-Charakter der Social Networks steht dem leider entgegen. [cf. Tagging – ein sozialer Tag-Traum?]
Von einer Vision àlas “ein sich drehender Globus mit Polaroids, in die man einfach mal so einzoomen kann” bleibt uns einstweilen nur zu träumen.

Oder übersehe ich etwas? Wer kennt eine cross-platform Kartierungslösung für heterogene schwach-getaggte Multimediadaten, die auch noch gut zu gestalten ist?

Weitere inspirierende Beispiele:

Und Tools

La Rivière – The River – Der Fluss

How to Live in a City” – 20 wunderbar ruhige Minuten über urban space design in New York aus dem Jahr 1964. Dabei ist mir eine Statue des MoMa aufgefallen, die auch vor der Hamburger Kunsthalle aufgebockt ist.

Es ist eine Skulptur namens La Rivière von Aristide Maillol. Das Web ist sich nicht ganz einig, wie viele Abgüsse es gibt. In meiner Recheche habe ich derer zehn gefunden.

  1. La Rivière dans les jardins des Tuileries à Paris
  2. De Rivier im Freilicht Skulpturenmuseum in Middelheim bei Antwerpen, Belgien
  3. La Rivière, Jardin De Sculptures À Bruxelles
  4. Der Fluss. Vor der Kunsthalle Hamburg, Cem Basman
  5. The River at the Abby Aldrich Rockefeller Sculpture Garden, des MoMa in New York
  6. The River. Norton Simon Museum, Pasadena, California
  7. The River at the Portland Art Museum
  8. The River at the Virginia Museum of Fine Arts
  9. The River at Martha Stewart’s Garden, Skylands, Northeast Harbor, Maine
  10. The River at CityGarden, St. Louis, Missouri
  11. Collection Dina Vierny, Paris – displayed in Barcelona 2009

Es ist insbesondere spannend zu vergleichen, wie die Dame jeweils platziert ist.

[Update 30.4.16] Nach der Sanierung der Kunsthalle Hamburg ist Mailliols Fluss nun in die Rotunde umgezogen:

In der Rotunde selbst steht jetzt eine Skulpturengruppe, die sich bis ins Treppenhaus des Südflügels hineinzieht. “Die Skulpturen von Maillol, Kolbe, Rodin und den anderen, die Stürzenden, Fallenden, Tanzenden, sind jetzt alle hier versammelt”, beschreibt Hubertus Gaßner das wirkungsvolle Ensemble. “Der Fluss” von Aristide Maillol, ein liegender weiblicher Akt, zierte vor der Modernisierung den Wallringtunnel vor der Kunsthalle. Von den Autoabgasen stark angegriffen, wurde die Skulptur im Zuge der Renovierungsarbeiten am Tunnel ins Haus geholt und restauriert. /via Die Welt 25.4.2016

[Update 26.5.16] Der Fluss am neuen Ort /photo set

[Update 8/2017] Die 11. Skulptur ist in Barcelona gesichtet worden. (s.o.)

à propos

Werte und Verantwortung mit Weizenbaum und Verplank

Allen Digital Natives, also jenen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, gerade ihnen sei gesagt: Das radikal Neue habt ihr noch vor euch.

Aus “Wer denkt in meinem Hirn?” Die Zeit 11/2014

Ich freue mich, dass der Artikel selbst auf Joseph Weizenbaum zu sprechen kommt. Sonst /nein: trotzdem/ jetzt ich auch noch mal:

Nach Joe Weizenbaum ist Grundlagenforschung nicht wertfrei, denn schon in der Wahl des Forschungsgebietes aus der unendlichen Menge von möglichen Dingen, die man erforschen könnte, liegt ein Werturteil und damit eine Verantwortung für das, was man erforscht.

Hier die ausführliche Quelle: Social and political impact of the long term history of computing, Joe Weizenbaum zur MEDICHI 2007

Und meine zweite Inspiration in diesem Zusammenhang ist Bill Verplank, der u.a. bei einem BayCHI-Vortrag mögliche Paradigmen, bzw. Leitbilder der Computerei erklärt. So sei beispielsweise Apple ultimativ auf dem Weg eine Fashion-Company zu werden.


Im O-Ton erklärt er das selbst atemberaubend viel besser – ab Minute 54 seiner interaction 11-Keynote.

Wo liegt nun google glass?

Wo das selbstfahrende Auto?

Wo die ganzen Games und Gadgets, mit denen Menschen ihre Zeit vertun?

Wo das Internet of Things und die vierte Industrielle Revolution?

Jedem sei seine forschende Spielerei gegönnt. Aber ab einem gewissen Punkt sollte man sich die Leitbilder und die Ethik vergegenwärtigen, die man mit den Systemen entwirft und in Code zementiert.